16.09.2024
Vortrag über die bemerkenswerte Vergangenheit der Geschäftsstelle des Unternehmensverbundes
Forscher Roberto Pantaleo und Christian Thomes, Geschäftsführer des Verbunds Lebensfarben, beleuchteten die Geschichte der Perleberger Straße
Schon letztes Jahr hielt Roberto Pantaleo, Forscher und Bibliothekar der Tiergarten 4 Association, einen spannenden Vortrag über die Geschichte des Gebäudes in der Weddinger Wiesenstaße 16, in dem mehrere Träger des Verbunds Lebensfarben aktiv sind. In diesem Jahr befasste er sich intensiv mit der Zentrale des Untenehmensverbundes in der Perleberge Straße 27 in Moabit. Das Ergebnis präsentierte er interessierten Kolleg*innen und externen Gästen, unterlegt mit ausführlichem historischen Bild- und Archivmaterial.
Die Geschichte der Perleberger Straße 27 beginnt mit der Besitzerfamilie Jacobus in ihrer Heimatgemeinde Zempelburg in Westpreußen, dem heutigen Sepólno Krajenskie in Polen. Louis Jacobus und seine Frau Rosalie zogen um 1874 nach der Heirat nach Berlin. Dort gründeten sie die Blusen- und Kostümfirma Jacobus & Hirsch. Das Haus in der Perleberger Straße wurde schon 1884 bis 1889 erbaut, hatte aber wechselnde Eigentümer, bis die Familie Jacobus 1896 das Haus kaufte. 1920 wurde das Gebäude an die Möbelfabrikanten Gebrüder Homann verkauft und ab 1936 werden die Ortsgruppe Stephan der NSDAP, die Deutsche Arbeitsfront (DAF) und die katholische Heiliggeistgemeinde Mieter.
Zempelburg/Sepólno Krajenskie in Polen
Christian Thomes, Geschäftsführer des Verbunds Lebensfarben, konnte die weitere Geschichte des Hauses mit seinem Wissen ergänzen: 1937 übernahm die Moabiter Genossenschaftsbank die Perleberger Straße 27, bevor die Familie Bergner es kaufte und ebenfalls mir Möbeln handelte. Ein Spross der Familie, Heinz Bergner, verbrachte im Haus mit seinem Partner Hans Stoermer sein Leben – bis er an den Folgen von Aids verstarb. Sein hinterbliebener Lebensgefährte engagierte sich weiter für Solidarität mit von HIV betroffenen Menschen und unterstützte ZIK.
Und so wurde die Perleberger Straße 27, in der Ausgrenzung und Faschismus, aber auch schwule Liebe und Unterstützung beheimatet waren, 1998 das Zuhause der Geschäftsstelle der ZIK gGmbH und der anderen Träger des Verbunds Lebensfarben – und damit wieder ein Ort der Solidarität und Humanität.
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